Böhmerheide am Weißen See
Etwas weniger als 200 Einwohner zählt der Ortsteil Böhmerheide. Er liegt direkt am Ufer des Weißen Sees, ca. 3 km südwestlich von Groß Schönebeck.
Erste Siedler vor 4.000 Jahren
Schon vor 4.000 Jahren zog der Seeberg (zwischen Weißem See und Aalkastenfließ) Menschen an, die dort siedelten. An dem Ort fanden sie Schutz, Wasser und Wald – alls, was sie für ein Überleben in der Wildnis brauchten.
Im frühen Mittelalter gab es gegenüber der Badestelle in Böhmerheide die Orte Alt und Neu Gröben, die aber schon um 1350 der Pest anheim gefallen waren. Kaiser Karl IV. erwähnte die Orte in seinem Landbuch von 1375 nicht mehr.
Spuren der Besiedlung konnten allerdings mittels Luftaufnahmen nachgewiesen werden. Um 1930 entdeckte man beim Anlegen einer Sandgrube in 60 cm Tiefe Skelette, die dicht beieinander lagen und in bis zu 3 Lagen aufgeschichtet waren. Der Ort wird heute noch Pestgrab genannt.
Erste Lehnurkunde aus dem Jahre 1444
Der Ritter Hans von Waldow aus Liebenwalde verleiht im Auftrag des Markgrafen und Kurfürsten Friedrich II. (Der Eiserne) die alten Dorfstätten Alt und Neu Gröben an die Bäume (Bohms). Zirka 150 Jahre hatten die Bäume die wüsten Dorfstätten Alt und Neu Gröben zum Lehen. Weitere 300 Jahre waren die Bohms Lehn-Nehmer der halben Feldmark Alt Gröben. Von 1850 bis 1898 wurde das ca. 500 ha große Lehngebiet unter den Nachfolgern der Bohms aufgeteilt. Die Besitzverhältnisse wurden in das 1902 neu geschaffene Grundbuch eingetragen.
Gründung des Ortes Böhmerheide
Der Ort Böhmerheide geht auf eine Erlaubnis von Friedrich Wilhelm I. zurück. Am 28. Februar 1714 gestand dieser Adam Bohm aus Groß Schönebeck das Recht zu, auf der halben Feldmark Alt Gröben ein Häuschen zu bauen und "notdürftig" Hornvieh – aber keine Schafe – zu halten.
Diese Besiedlung, das spätere Gut Groß-Böhmerheide (heute im Außenbereich) ist der Ursprung der Böhmerheide. 1783 kam eine Ansiedlung von Bohms aus Hammer am Kuhpanzsee als Klein Böhmerheide hinzu, die aber nur ca. 100 Jahre bestand. Erst zu Zeiten der DDR wurde an dieser Stelle wieder gesiedelt, die wenigen Häuser gehören zum Dorf Hammer, Landkreis Oberhavel.
Naherholungsort in der Weimarer Republik
Ein Bauingenieur aus Berlin versuchte die Böhmerheide als Siedlungs- und Erholungsort für stadtmüde Menschen zu entwickeln. Das Vorhaben scheiterte nach 1933 an dem erlassenen Reichserbhofgesetz, in dem die Unteilbarkeit von bäuerlichen Grundbesitz verfügt wurde. Die Bauern durften kein Land mehr verkaufen.
Nach 1945
Das Gut Groß-Böhmerheide wurde im Zuge der Bodenreform 1945 enteignet und unter Neubauern aufgeteilt. Eine Berliner Familie zog nach dem Krieg in die Böhmerheide und baute aus Abrisssteinen von Carinhall ein Haus, eröffnete einen Lebensmittelladen und eine Werkstatt für Fahrräder, die sich später zu einer Motorrad- und Spezialwerkstatt für die Marke Jawa entwickelte.
Seit 2003 ist Böhmerheide erstmals ein eigenständiger Ortsteil in der Gemeinde Schorfheide. Der aktuelle Bebauungsplan ermöglicht BöhmerheiderInnen die Nutzung ihrer Häuser als Hauptwohnsitz. Die einstmalige Wochenendsiedlung am Weißen See wird mehr und mehr zum beliebten Wohnort.