Doppelte Hommage an Widerstandskämpferin

Im Jagdschloss Schorfheide in Groß Schönebeck hat Bürgermeister Wilhelm Westerkamp am 18. September die Sonderausstellung „Rose Valland – Auf der Suche nach enteigneter Kunst“ eröffnet. Sie ist der mutigen, aber in Deutschland fast unbekannten französischen Widerstandskämpferin Rose Valland (1898 bis1980) gewidmet, die als Museumsmitarbeiterin unter gefährlichen Bedingungen von den Nazis enteignete und gestohlene Kunstwerke in Frankreich erfasste.

Nach dem Krieg reiste Rose Valland als Offizier der französischen Armee mehrfach nach Deutschland, um für die Rückgabe der Kunstgegenstände zu sorgen. Schätzungsweise 60.000 Kunstwerke kehrten dank ihrer Arbeit und ihres Engagements zurück nach Frankreich. Davon konnten bisher 45.000 den rechtmäßigen Eigentümern zurückgegeben werden.

Die Ausstellungseröffnung fand zum Abschluss einer international besetzten Tagung im Jagdschloss Schorfheide statt, die sich unter kunsthistorischen Aspekten mit dem Wirken von Rose Valland beschäftigt.

Gezeigt wird die Ausstellung bis zum 18. Oktober 2020. Danach wird sie im Institut Français in Bonn und in der Französischen Botschaft in Berlin präsentiert und anschließend kostenfrei Gedenkstätten und Schulen zur Verfügung gestellt.

Die Sonderausstellung ist die erste über Rose Valland in Deutschland überhaupt. Konzipiert als Wanderausstellung vom Musée Dauphinois in Grenoble im Departement Isère wurde ebenfalls am 18. September 2020 eine französischsprachige Version der Ausstellung im Geburtsort von Rose Valland in der Médiathèque Saint-Etienne-de-Saint-Geoirs eröffnet.

Diese gleichzeitige Präsentation soll in ihrem 40. Todesjahr und im 75. Jahr der Befreiung Frankreichs und Deutschlands vom Nationalsozialismus ein Zeichen setzten. Die Ausstellung richtet sich besonders an Familien und Schüler und zeigt, wie die Nazis agierten und ihre diktatorischen Machtstrukturen einsetzten.

Mit der Sonderausstellung im Jagdschloss Schorfheide wird den Besuchern zudem europäische Geschichte direkt vor Ort präsentiert. In der Schorfheide traf „Reichsmarschall“ Hermann Göring, der zweitmächtigste Mann im Dritten Reich, auf seinem Landsitz Carinhall weitreichende rigorose und skrupellose innen- und außenpolitische Entscheidungen. Um Kunstgegenstände für seine Sammlung in Carinhall auszuwählen, besuchte er ab 1940 im besetzten Paris das Musée du Jeu de Paume über zwanzigmal. Dort – am Arbeitsplatz von Rose Valland – lagerten von den Nazis enteignete und gestohlene Kunstwerke, bevor sie mit Eisenbahnwaggons nach Deutschland für das von Hitler in Linz geplante Museum geschickt wurden. Sie stammten überwiegend von französischen – oft jüdischen – privaten Sammlern und Händlern. Rose Valland gelang es, unter gefährlichen Bedingungen Listen dieser Kunstwerke mit ihren Bestimmungsorten in Deutschland zu erstellen. Diese heimlich gesammelten Notizen waren nach dem Krieg äußerst hilfreich für das Wiederfinden der enteigneten Kunstgegenstände.

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